Wir haben es nicht so sehr mit Preisen

Preise für das Lebenswerk verursachen den meisten Künstlern gemischte Gefühle – suggerieren sie doch neben dem Erfolg der Vergangenheit auch eine gewisse Abgeschlossenheit. Die Pet Shop Boys, die im Februar den Ehrenpreis für «herausragende musikalische Leistungen» bei den Brit Awards bekommen haben, sehen die Sache dagegen positiv: «Das ist natürlich eine Ehre», sagen Neil Tennant und Chris Lowe in einem Interview der Nachrichtenagentur AP: «Und außerdem hat das schon vor neun Jahren angefangen.»




Schon im Jahr 2000, berichtet Tennant, sei man für herausragende Leistungen für die Musik ausgezeichnet worden: Damals erhielt das Duo den britischen Ivor Novello Award. «Ich denke, sie haben uns diesmal ausgesucht, weil unsere erste Single vor 25 Jahren erschienen ist», sagt der Musiker über die neuerliche Würdigung – ein Vierteljahrhundert, nachdem «West End Girls» auf den Markt kam. Zu schätzen wisse man dies sehr wohl, betont er, auf der Jagd nach Auszeichnungen sei man aber nicht gerade. «Wir haben es nicht so sehr mir Preisen», gesteht er: «Das geht manchen jungen Künstlern anders, die halten die gerne mal hoch.»




Yes» erscheint am 20. März




Eins steht aber schon fest: Auch die neuerliche Würdigung ihres Lebenswerks war kein Schlusspunkt für die außergewöhnliche Karriere des Duos. Immerhin lag sie nur einen Monat vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums «Yes» (20. März), das alle Erwartungen übertrifft. Die erfolgversprechende Single «Love etc.» ist längst nicht das einzige Highlight des rundum gelungenen Werks, zu den Anspieltipps gehören das eingängige «All Over The World» und das großartige «Beautiful People».




Auch die beiden Musiker fühlen sich mit «Yes» recht wohl in ihrer Haut: «Die Platte klingt frisch», sagt Chris Lowe, der auch die Zusammenarbeit mit dem Produzententeam von Xenomania ausdrücklich lobt. «Sie machen wirklich großartige Popmusik, deswegen wollten wir unbedingt mit ihnen arbeiten.»




Was den perfekten Pop-Song entstehen lässt, haben Tennant und Lowe schon längst ausgemacht: «Es sind 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Anstrengung», sagt Lowe: «Und 10 Prozent Magie», fügt er dann lächelnd hinzu: «Man muss immer mehr als 100 Prozent geben.» Wo die Magie herkomme, lasse sich nicht so leicht ausmachen. «Manchmal ist sie einfach da – vielleicht aber wieder weg, bevor Du mit Deinem Song fertig bist.» Am Ende soll das Ergebnis jedenfalls natürlich klingen, sagt Tennant: «Ich mag es, wenn Pop-Songs das reflektieren, was in der Welt passiert.»




Neue Technologien bieten neue Möglichkeiten




Eine Menge Ideen und Inspiration ziehen die beiden Briten auch aus neuen Technologien und den Möglichkeiten, die sie bieten. «Es soll alles neu klingen», sagen sie – und neue Technologie verändere alles. «Sie verändert auch die Art, wie man Musik hört», fügt Tennant hinzu. «Ich höre sie auch mit meinem I-Phone», sagt er: «Das ist ein bisschen wie bei einem Transistor-Radio in den 60ern. Wenn Deine Platte darauf gut klingt, ist sie gut.»




Geht es nach so vielen Erfolgsjahren nur noch um Innovation, oder ist auch der kommerzielle Erfolg noch wichtig? «Es ist nett, im Radio gespielt zu werden», sagt Tennant. Angespannt blicken er und sein Bandkollege dennoch nicht auf die Reaktionen auf «Yes»: «Wir haben unseren Job gemacht, wir haben ein tolles Album gemacht», befinden sie. Beweisen müssen sie ohnehin nichts: «Wir waren in Deutschland die meistverkaufte Band in den 80er Jahren», erzählt Tennant – und ergänzt: «Das haben wir gerade erst herausgefunden. Ich dachte bislang, das sei Modern Talking gewesen.»

Taken from: Net-Tribüne
Interviewer: AP