Düsseldorf: Keine hysterischen Teenager, keine blendenden Effekte: Die 4000 Fans der Pet Shop Boys sahen ein unspektakuläres Konzert – und schwelgten in vergangenen Zeiten.
Der durchschnittliche Fan der Pet Shop Boys ist 27 Jahre alt und männlich. Das zumindest hat die Plattenfirma Emi Electrola irgendwann einmal ermitteln lassen. Wann genau, das ist nicht überliefert. Nach dem Konzert in der Philipshalle am Mittwochabend aber drängt sich die Vermutung auf, dass die Umfrage wohl schon zehn Jahre her sein muss.
Denn dort wurde offenbar, dass die Fans mit den Pet Shop Boys gealtert sind. Besucher unter 30? Fehlanzeige. Zahnspangen, gefärbte Haare und Schlaghosen mit Hintertaschen in den Kniekehlen? Gibt es bei Konzerten des Pop-Duos genauso wenig zu sehen, wie hysterische Mädchen oder fliegende Slips. Die Generation der 30- bis 40-Jährigen liebt es eben ruhiger.
Das gilt auch für Neil Tennant und Chris Lowe. Alle zehn Stücke auf dem neuen Album ‘Release’ sind mehr oder weniger bedächtige Balladen. Der typische Pet Shop Boys-Synthesizer-Sound ist geblieben, allerdings in einer etwas rockigeren Variante – mit Gitarre und Schlagzeug. Ruhig war auch die Bühnenshow: Keine origiastischen Licht-Effekte, kein Background-Chor, keine auffälligen Tanz-Einlagen.
Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Denn die Jungs aus der Tierhandlung spielten (fast) alle Hits ihrer 16-jährigen Karriere, und das brachte die Fans so richtig in Wallung – und/oder in Weißt-Du-noch-Stimmung.
‘West End Girls’ (1986) Weißt Du noch, wie wir damals nach der Tanzstunde die Laternen im Park ausgetreten haben? ‘It`s a sin’ (1987) – Weißt Du noch, wie wir damals auf dem Dachboden rumgeknutscht haben? ‘Go West’ (1993) – Weißt Du noch, wie die Fans das Lied im Rheinstadion immer gesungen haben, als Fortuna noch oben war?
In Erinnerungen geschwelgt hat wahrscheinlich auch Marc Fine. Das Bandmitglied hatte nämlich am Mittwoch Geburtstag. Klar, dass er von den 4000 Besuchern ein erstklassiges Geburtstagsständchen bekam. Gute Stimmung hat eben nicht immer was mit großer Show zu tun.
Unspektakulär ging das Konzert dann auch zu Ende: Nach einer Zugabe mit drei Songs verschwanden die Briten auf Nimmerwiedersehen. Bei anderen Bands hätten die Fans getobt. Aber nicht die der Pet Shop Boys. Die lieben es – wie gesagt – etwas ruhiger.
Taken from: Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
Interviewer: René Schleucher
