Pet Shop Boys – Eminems Rächer

Die 80er, das waren Pacman,


Neon & die Yuppies. Aber auch


‘It’s A Sin’ & ‘West End Girls’ –


sprich die Pet Shop Boys.


Mit ‘Release’ feiert die wichtige


Pop-Band ihr Comeback.


Das Interview.




LJ: Ihre schönste Erinnerung an die 80er? Und was würden Sie lieber vergessen?


Neil Tennant: Die 8oer-Jahre waren eine sehr kreative Periode. Millionen Mal kreativer als heute. Soft Cell, Frankie

Goes To Hollywood, Culture Club – die machten alle neue Sachen. Und Punk brachte in den 80ern wirklichen Glamour in die Musik.

Es war eine hervorragende Zeit für gute, neue Musik! Was ich lieber vergessen würde: diese schrecklichen Schulterpolster!



LJ: Ihr Statement zur aktuellen Popmusik?


Neil Tennant: Popmusik ist doch heute so platt. Pop ist wie Kabarettmusik. Ich habe es immer gehasst, ein Klischee an das

andere zu reihen. Das ist doch so langweilig! Popmusik könnte so sexy, stylish und alternativ sein. Aber inzwischen ist das nicht

mehr der Fall.



LJ: Sollte Popmusik provokotiver sein?


Neil Tennant: Sicher. Popmusik ist besser, wenn sie provoziert. Popmusik ist für junge Menschen, muss provozieren und zu

gesellschaftlichen Veränderungen führen. Aber die aktuelle Popmusik ändert gar nichts. Pop hat heute keine Ambitionen mehr.

Popmusik – etwa von Bro’Sis – soll die Leute nur glücklich und friedfertig machen. Und provoziert nicht mehr zu Veränderungen

oder neuen Möglichkeiten des Denkens.

Eminem hingegen provoziert – das ist gut und interessant.



LJ: Apropos Eminem. Mit The Night l Fell In Love liefern Sie einen Song über seine schwulen-feindlichen Texte …


Neil Tennant: Ich glaube nicht, dass Eminem an sich schwulenfeindlich ist. Er repräsentiert die Schwulenfeindlichkeit in

Amerika. Die schlechte Seite Amerikas. Aber er ist auch ein richtiger Künstler – auch wenn viele Texte wirklich unerfreulich sind.

Für mich spielt Eminem einen Charakter eine Rolle – wie das auch David Bowie getar hat. Wir dachten, dass es lustig wäre, seine

Technik zu verwenden. Ich bin bei diesem Song ein Fan, der einen Backstagepass bekommt weil er so süß ist. Und dann schläft er mit

den Rapkünstler, den er gerade auf der Bühne gese hen hat. Das ist ganz einfach lustig – obwohl es genug schwule Rapkünstler gibt.

Außerdem ist der Song wirklich süß und romantisch.



LJ: Ihre Single Home And Dry klingt wie Sting?


Neil Tennant: Eine Sting-Platte ist nicht so smooth, nicht so einfach aufgebaut wie Home And Dry. Ich glaube aber, dass

manche Hörer an ‘Every Breath You Take’ erinnert werden. Das ist die einzige Ähnlichkeit, die ich erkennen kann.



LJ: Die Pet Shop Boys gibts jetzt auch als Musical Closer To Heaven …


Neil Tennant: Wir haben bei unserem Musical versucht, alles anders zu machen als in jedem anderen Musical. Es geht um

Drogen, Clubbing und die schwule Kultur. Es ist extrem für ein Musical. Das Letzte, was wir machen wollten, war ein Musical,

das nach Andrew Lloyd Webber klingt. Deshalb haben wir auch ziemlich schlechte Kritiken bekommen.

Taken from: Libro Journal 36/2003
Interviewer: