Perfektion ist Trumpf

Erfolgreich wie immer:


Die Pet Shop Boys in der Alten Oper in Frankfurt




Eine derart spartanisch eingerichtete Bühne sieht man bei Pop-Konzerten in der Alten Oper höchst selten. Zu sehen ist zunächst nur ein exklusiv beleuchteter Ständer, auf dem ein Keyboard steht. An diesem beschäftigt sich den ganzen, gut zweistündigen Abend Chris Lowe, die eine Hälfte des Pet Shop Boys-Duos. Die andere, Neil Tennant, ist der Sänger einer Gruppe, die in 22 Jahren über 50 Millionen Alben verkauft hat und somit zu den erfolgreichsten der Popmusik gehört. In den neunziger Jahren wurden die beiden als die perfekte Popgruppe bezeichnet.




Da ist es nicht verwunderlich, dass auch der Innenraum der Alten Oper in Frankfurt an diesem Abend ungewöhnlich aussieht. Statt der üblichen Bestuhlung sind drei Bereiche eingerichtet, in denen das Publikum näher zur oder weiter von der Bühne steht. Kaum beginnt die Musik, machen die Besucher eine zur Lightshow und zum perfekten Sound wogende Discofläche, auf die jene auf den voll besetzten (teureren) Sitzplätzen in den oberen Rängen teilweise neidvoll herunterblicken. Dabei halten sich die beiden Protagonisten des Konzerts mit allzu hektischen Bewegungen betont zurück. Tennant verlässt sich – anstatt herumzukaspern – auf seine nach wie vor einschmeichelnde und doch markante Stimme, Lowe entlockt in stoischer Ruhe seinem Synthesizer mit wenigen Tastengriffen alles, was in ihm steckt.




Da das zwar ein perfektes Konzert ergibt, aber keinen einheizenden Partyabend, haben die beiden Musiker Unterstützung mitgebracht: vier Tänzer und Sänger sowie eine schwarze Sängerin mit beachtlichem Volumen – vor allem in der Stimme. Die Tänzer wirbeln fast pausenlos über die Bühne und wechseln dazu noch ihre Gewänder. So ergibt sich mit Licht- und Filmeffekten sowie dem Sound eine nahezu perfekte Show, die die Schwächen einer dermaßen vorproduzierten Musik fast vergessen lässt. Da die Pet Shop Boys außerdem auf viele Welthits zurückgreifen, reiht sich ein Knüller an den nächsten, was selbst die älteren Semester auf den oberen Ebenen kaum auf den Stühlen hält.




Von „West End Girls“ über „Suburbia“, „Rent“, „Domino Dancing“, „Heart“, dem tatsächlich fast akustisch gebotenen „Home And Dry“ bis zu „I’m With Stupid“ vom letzten Album „Fundamental“ boten die Boys einen repräsentativen Querschnitt durch ihr Repertoire, wobei auch ein Intermezzo aus ihrer Musik zu Eisensteins Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ nicht fehlte. Die Fans tanzten sich regelrecht in immer heftigere Begeisterungsstürme hinein. Erst nach Zugaben und immerhin 22 Songs konnten die beiden Londoner mit ihren Mitstreitern die Bühne räumen.

Taken from: ECHO-ONLINE
Interviewer: Andreas Müller