Die Pet Shop Boys in Köln

So …




Einmal die Augen schließen bitte …




Und zurück in die 80er. In die Zeit der Zauberwürfel, Streifenjeans und Föhnfrisuren. Irgendwo in einem Partykeller hören wir, wie zwei Herren ein paar Mädchen bedauern, die vom West End kommen. Ein gutes Vierteljahrhundert später ist der Zauberwürfel eine Playstation, die Jeans ist designed und auf dem Kopf sitzt das Käppi schräg. Neil Tennant und Chris Lowe, die beiden Pet Shop Boys, sind aber immer noch da. Und wie. Da rieben sich die 4000 Fans am Mittwoch im Kölner Palladium verwundert die Augen. Wie gut ihr eingängiger, federleichter Elektro-Pop noch funktioniert.




Die beiden Herren, 54 und 49 Jahre jung, haben ihre Zeit überdauert. Weil sie sich stets neu erfunden haben. Das Auf und Ab der Zeiten haben sie mühelos umschifft, die Trends mit einem Lächeln vorbeiziehen lassen. Und das ganze Business nie zu ernst genommen. Auf die Bühne kommen Tennant und Lowe mit zwei Schaumstoffquadern auf dem Kopf. Quadratisch, praktisch, gut. So klingt’s auch. „Love comes quickly“, „Always on my mind“ und „Suburbia“ beispielsweise.




„Yes” heißt das inzwischen zehnte Album der Boys – und die Kritiker sagen Ja zu den erfrischenden Klängen mit hohem Unterhaltungsfaktor. Der Sommer-Sonne-Hit „Did you see me coming?” klettert gerade die englischen Charts empor, begleitend hat das Duo auf der Insel den Award für ihr Lebenswerk eingeheimst. Ohne Schirm, aber mit Charme und Melone, Sonnenbrille und Paillettenjacke genießt Neil Tennant breidbeinig das Bad in der Menge. Ein Bewegungswunder war die PSB-Stimme nie, für Aktion auf, zwischen und neben den Quadern auf der Bühne sorgen vier Tänzer. Daneben vergnügt sich Lowe an seiner futuristischen Keyboardküchenzeile.




Zwischendurch gibt Tennant im Jacket mit Fliege ein bisschen Zeit zur Besinnung. Um dann als König Neil mit Krone und pinkfarbenem Umhang „Viva la vida“ anzustimmen. Kleiner Gruß an Prinz Poldi, der ein paar Stunden vorher in die Heimat zurückgekehrt ist. Wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, lebt eben länger. Auch mit den „West End Girls“, die gibt’s zum Abschied.




Und was sagt der Kölner nach 100 Minuten Pet Shop Boys? Menschjungswirhabeneuschrischtischliebjewonnen. Da schließen wir uns an.

Taken from: Der Westen
Interviewer: Christian Schyma