Dandies an der Gitarre






Abschied von der Disco-Revue. Die Pet Shop Boys schleifen ihr Image. Exklusivkonzert in Köln.



Johnny Marr ist leider nicht dabei. Der Smiths-Veteran hat andere Engagements. Doch ansonsten präsentieren

sich die Pet Shop Boys als klassische Band. Gitarre, Bass, Percussion, Chris Lowe sitzt am Synthesizer und

Neil Tennant spielt auf der Halbakkustischen. Spartanisches Bühnenbild, schlichte Lichtsetzung. Sie hatten

eine ‘Uni-Tour’ angekündigt, durch graue britische Hochschulstädte. Dazu ein Gig im Londoner ‘Astoria’ und

ein exklusives Testkonzert in der Kölner ‘Live Musichall’. Keine Faxen, keine Maskerade, dafür viele neue

Songs.



Die Signale am frühen Samstagabend sind eindeutig: Zum achten Album ‘Release’ (Vö im April) haben die

Pet Shop Boys ihr Image über Bord geworfen. Keine Soundrevue, just music. Die wenigen, alten Hits wie

‘Being Boring’ oder ‘Love Comes Quickly’ gibt es in alternativen Versionen, mal mehr folky, mal mehr

technoid.



Und für die kommenden Songs wie die Vorab-Single ‘Home & Dry’, ‘London’ oder ‘I get along’ versuchen

sich Tennant und Lowe am klassischen, fast schon melancholischen (Gitarren-)Popsong. Spezialist Marr

war bei neun Stücken im Studio dabei. Der Refrain von ‘I get along’ – kurioserweise eine Hymne an der

abgetretenen britischen Nordirland-Minister Peter Mandelson – könnte zu einer modernen Pub-Hymne werden,

die Blur oder Pulp nicht hätten nicht besser schreiben können.



Der Kölner Testgig ist nach einer guten Stunde vorbei. ‘Go West’ noch in der Fußballstadion-Variante

und ein kleines Liebeslied. Dann der endgültige Abgang. Das Publikum, gekommen für einen schönen Abend,

scheint sichtlich verwirrt. Für die Pet Shop Boys ist der Fall dagegen klar: Nachdem der uralte Traum

vom eigenen Musical mit ‘Closer To Heaven’ im Mai 2001 erfüllt war, musste ein radikaler Bruch erfolgen.

Die ära der Disco-Könige war mit dem 99er-Album ‘Nightlife’ beendet.

Taken from: Popkomm
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