Vor wenigen Tagen feierten die Pet Shop Boys mit ihrem ersten Musical ‘Closer To Heaven’ im Londoner Westend Premiere. Die Geschichte um den jungen Iren Dave, der in einem Londoner Schwulenclub lernt, dass die Dinge auch manchmal andersherum laufen, verfasste ‘Beautiful Thing’-Autor Jonathan Harvey.
Der Ausflug in die Welt der Musicals ist für die Pet Shop Boys nun wirklich keine finanzielle Notwendigkeit. Mit 30 Millionen umgesetzter Tonträger seit ihrem ersten Smash-Hit ‘West End Girls’ vor 16 Jahren könnten sich Sänger Neil Tennant und Keyboarder Chris Lowe für den Rest ihres Lebens auf die faule Haut legen: Doch die schwule Kultband platzt geradezu vor Kreativität. Dabei war das Projekt ‘Closer To Heaven’ ein langer gehegter Herzenswunsch.
Musical keine Hit-Kollektion
Fünf Jahre hatte die Vorbereitung des Projektes gedauert, das am Dienstag im ‘Arts Theatre’ am Leicester Square das erste Mal vor ausgewähltem Publikum Premiere feierte. Tennant und Lowe, deren Popmusik weltweit Trends setzten, legten großen Wert darauf, bei der Konzeption ihrer Bühnenshow nicht dem ‘Best Of’-Syndrom zu verfallen, von dem die Londoner Musical-Meile seit Jahren durchsetzt zu sein scheint.
So spielt im West End beispielsweise mit ‘Mamma Mia’ ein Musical, das zwar auf eine ausgezeichnete ABBA-Hit-Collection setzt, aber kein neues Material liefert. Mit ‘Buddy’ oder dem Beatles-Tribute ‘All You Need Is Love’ sowie dem geplanten ‘Queen: The Musical’ verhält es sich ähnlich. ‘Es wäre sehr einfach für uns gewesen, eine Show um unsere alten Songs zu stricken und das Ganze dann ‘West End Girls’ zu nennen’, erzählt der 46-jährige Neil Tennant ein wenig amüsiert. ‘Doch das wollten wir auf gar keinen Fall’.
Junge Iren im schwulen Nachtleben
Für viele Fans der Pet Shop Boys soll die Bühnenproduktion eine echte überraschung werden: ‘Wer erwartet, ein Medley von unseren Singles zu hören, der wird sich ziemlich wundern’. Das exzentrische Duo schrieb für ‘Closer To Heaven’ 15 neue Songs. Der schwule Dramatiker Jonathan Harvey, der mit der Drehbuchadaption seines Coming-Out-Märchens ‘Beautiful Thing’ berühmt wurde, war Feuer und Flamme für das Projekt.
Harvey und die Pet Shop Boys arbeiteten mit vereinten Kräften an dem Stoff: Sie schildern die Geschichte des jungen Iren Dave (Paul Keating), der in ein bisexuelles Liebesdreieck gerät. So findet er sich gefangen zwischen der Liebe zu einem schwulen Drogendealer und zur Tochter eines Londoner Nachtclubbesitzers. Ein ausgeflippter Pop-Manager hat außerdem noch besondere Karrierepläne für den attraktiven Jungen. Als sich Ruhm und Reichtum schließlich einstellen, macht Dave auch in sexueller Hinsicht völlig neue Erfahrungen.
Hauptdarsteller Paul Keating (25, rechts im Bild) kann seine steile Musical-Karriere weiter ausbauen. 1995 gab er als 19-Jähriger seinen Supermarktjob auf, um in The Whos Rock-Oper ‘Tommy’ die Hauptrolle zu spielen und war seither in vielen Produktionen, darunter auch in ‘Les Miserables’, zu sehen.
Beautiful Thing’-Autor begeistert
‘Ich war begeistert, als ich feststellte, dass es sich um einen wirklich dramatischen Stoff handelt, zu dem neues Songmaterial geschrieben wurde’, erzählt Jonathan Harvey. Während Klassiker wie ‘Phantom Of The Opera’ und ‘Starlight Express’ in der Gunst der Zuschauer in London langsam sinken (die Ticket-Verkäufe sind im vergangenen Jahr um zehn Prozent zurückgegangen), orientiert sich Musical-Papst Andrew Lloyd Webber an den neuen Trends. Er gehört zu den Unterstützern von ‘Closer To Heaven’.
Taken from: EUROGAY.de
Interviewer: Dave Jörg