Glatt und makellos wie immer

Neil Tennant (52) und Chris Lowe (47) sind in die Jahre gekommen.


Aber sie haben´s noch immer drauf. Mitte der 80er gehörte das Duo


zum Angesagtesten, was britischer Synthie-Pop zu bieten hatte.


Als Pet Shop Boys machten der Sänger und der Keyboarder Furore.




Stücke wie «West end girls», «Suburbia» oder «Love comes quickly» waren mehr als nur Hits. Sie waren Hymnen. Ende der 90er hatten die «Jungs aus der Tierhandlung» bereits 24 Millionen Alben verkauft und hätten sich eigentlich prima zur Ruhe setzen können.




Stattdessen legten sie noch einfach kräftig nach, stemmten 2005 mit der Vertonung von «Panzerkreuzer Potemkin» ein ebenso ambitioniertes wie überzeugendes Projekt und bezogen mit dem Album «Fundamental» (2006) klar Stellung gegen Kriegstreiberei und Imperialismus. Jetzt spielten die «Pet Shop Boys» vor 4000 Fans in der Düsseldorfer Philipshalle.




Zwei Tänzer dabei




Für das einzige Konzert in NRW wurde der hintere Bereich der Halle abgeteilt, zum kompletten Ausverkauf reichte es dann doch nicht. Weil elektronische Konzerte – bis auf Tennant am Mikro und Lowe an Tasten und Computer gibt es keine Akteure – immer ein wenig minimalistisch wirken, sorgen drei Backgroundstimmen und zwei Tänzer für mehr Betrieb auf der Bühne.




In 100 Minuten bringen die Pet Shop Boys 22 Stücke und drei Zugaben unter. Ein äußerst straffes Programm, das in seinem schnellen Ablauf rekordverdächtig ist. Das, was Tennant und Lowe präsentieren, verfehlt seine Wirkung immer noch nicht. Kein Kuschel-Konzert, sondern eins, das wirkt wie aus einem Hochglanzprospekt ausgeschnitten. Glatt, edel und makellos.




Tennant in Frack und Zylinder gibt den ergrauten Zeremonien-Meister einer Zeitreise, die von «West end girls» (1985/86) über «Dreaming of the queen» (1993) bis «The Sodom and Gomorrah show» (2006) reicht. Die Stimme des Sängers wartet noch immer mit jener dekadenten Delikatesse auf, die sie einst so unverwechselbar machte, kokett schmollend, knabenhaft trotzig und sehnsüchtig fern zugleich.




Videos illustrieren perfekt, was Stücke wie «Domino Dancing» oder «Numb» inhaltlich hergeben. Höhepunkt des Konzerts ist ganz klar die zweite und vorletzte Zugabe «It´s a sin». Ein ganzer Saal singt den Text mit, blickt verklärt und schwelgt in seligen Erinnerungen. Doch nach «Go west» ist die Show dann auch schon vorbei.

Taken from: Aachener Zeitung
Interviewer: Susanne Schramm