Pet Shop Boys legen mit
‘Panzerkreuzer Potemkin’ im Stadtpark an
Es gab Zeiten, da wurde Sergej Eisensteins Stummfilmklassiker ‘Panzerkreuzer Potemkin’ von 1925 als so aufwiegelnd empfunden, dass Regierungen auf der ganzen Welt ihn verbannten. Diese Zeiten gehören zumindest hier zu Lande der Vergangenheit an. Der Neuvertonung des Revolutionsdramas durch die Pet Shop Boys und das Dresdner Symphonieorchester steht also nichts im Wege.
Der Auftritt des britischen Elektropop-Duos ist gewöhnungsbedürftig, zumindest für den Fan: Sowohl die Stars als auch die 26 Musiker sind kaum zu erkennen. Sie verschwinden hinter einem halbdurchsichtigen Vorhang. Vor diesem hängt etwa zwei Meter über der Bühne die riesige Leinwand, auf der der Film läuft.
Die meist rein instrumentale Musik spricht für sich: Düstere Elektronik und fordernde Streicher erzeugen Dramatik. Eine Szene, in der ein Kinderwagen in einem Massaker eine Treppe hinabrollt, wird von einem Dancebeat und Neil Tennants melancholischem ‘How come we went to war?’ begleitet. Eisensteins 72-minütiger Film eignet sich mit ausdrucksstarken Bildern und schnellen Schnitten perfekt für das mutige Experiment der Pet Shop Boys.
Die Briten haben dem Streifen ihren modernen Stempel aufgedrückt und seine Aktualität und beständige Wirkung unterstrichen. Dementsprechend stumm und gebannt verfolgen die 1500 Besucher der Freilichtbühne den akustischen und visuellen Genuss. Eisenstein hätte das gefallen.
Taken from: Hamburger Morgenpost
Interviewer: Katja Schwemmers