Zu einem der erfolgreichsten Popduos ins Kino
gehen – das Projekt ‘Panzerkreuzer Potemkin’,
mit dem die Pet Shop Boys nun gemeinsam mit den
Streichern der Dresdner Sinfoniker auf Tour sind,
macht es möglich.
Bei der deutschen Uraufführung des Konzerts zu dem Stummfilmklassiker ‘Panzerkreuzer Potemkin’ feierten am Freitagabend rund 1750 Fans das gelungene Wagnis in der Alten Oper in Frankfurt. Das Spektakel war zugleich Auftakt zur Deutschlandtour.
Das Saallicht leuchtete am Schluss schon längst wieder, doch die Fans klatschten im Stehen etliche Minuten weiter. Und das, obwohl die beiden Akteure der Pet Shop Boys, deretwegen wohl die meisten Besucher gekommen waren, keinen einzigen ihrer zahlreichen Hits gespielt hatten. Bei der Weltpremiere des Projekts im September 2004 auf dem Londoner Trafalgar Square hatten sogar 25 000 Menschen das Spektakel frenetisch gefeiert.
Die Musiker Neil Tennant (51) und Chris Lowe (49), die seit der Gründung der Pet Shop Boys 1981 zahlreiche Elektropop-Hits im gängigen Drei-Minuten-Format produziert hatten, haben sich nun erstmals in die Filmmusik gewagt. Sie vertonten Sergej Eisensteins Stummfilmstreifen über den historischen Aufstand einer russischen Schiffsbesatzung auf einem Panzerkreuzer vor 100 Jahren. ’72 Minuten Non-stop-Musik zu schreiben – und nicht nur einen gewöhnlichen Song – so etwas haben wir nie vorher gemacht’, hatte Lowe im Vorfeld gesagt.
Beim Start der Tournee, die das Duo nach eigener Aussage aus Freude über das besonders große deutsche Medieninteresse hier zu Lande über die Bühne gehen lässt, lief Eisensteins Film auf einer großen Leinwand. Direkt darunter hatten sich – zunächst hinter einem transparenten Vorhang – das Streichorchester und das Popduo platziert.
Der Abend zeigte, dass Eisensteins Werk, das einst als russischer Propagandafilm diente und das die Pet Shop Boys als Protestfilm interpretieren, auch noch 80 Jahre nach seiner Erstaufführung fasziniert. Die Umsetzung des Wunschs Eisensteins, jede Generation möge ihre eigene Musik zu dem Film schaffen, ist den Pet Shop Boys weitgehend geglückt.
Trotz des völlig anderen Genres haben die Popstars auch dieser Filmmusik über weite Teile den unverwechselbaren, atmosphärisch- pompösen Sound der Pet Shop Boys verpasst. Spätestens, wenn Tennant bei den wenigen Vokalstücken seine bekannte hohe Stimme einsetzt, merkt jeder, wer hier am Werk ist. In den besten Momenten, etwa bei den hämmernd-bedrohlichen, immer schneller und lauter werdenden Beats während der Seeschlacht-Szene des Films, ist der Soundtrack à la Pet Shop Boys nach Einschätzung von Fans meisterhaft. In manchen Momenten allerdings, wenn stumpfe Discobeats die Geschehnisse auf der Leinwand illustrieren, wirkt die Musik weniger aussagekräftig und passt nicht wirklich zu den Bildern.
Dennoch würde es nach der Ansicht von Fans nicht verwundern, wenn manche Stücke des an diesem Montag erscheinenden Soundtracks zu neuen Hits der Pet Shop Boys würden und bald die Tanzflächen internationaler Clubs eroberten.
Taken from: Leipziger Volkszeitung
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