Die Pet Shop Boys in elysischen Gefilden

Sie sind ein Pop-Mythos: Mit Hits wie ‘West End Girls’, ‘It’s A Sin’, ‘Being Boring’ oder gecoverten Songs wie ‘Always On My Mind’ und ‘Go West’, die in ihrer Version die Originale überstrahlen, gehören die Pet Shop Boys zu den ganz Großen der internationalen Pop-Branche.




Sie sind ein Pop-Mythos: Mit Hits wie ‘West End Girls’, ‘It’s A Sin’, ‘Being Boring’ oder gecoverten Songs wie ‘Always On My Mind’ und ‘Go West’, die in ihrer Version die Originale überstrahlen, gehören die Pet Shop Boys zu den ganz Großen der internationalen Pop-Branche.


Seit gut 30 Jahren mischt das britische Duo im Business mit und macht eigentlich nie etwas falsch. ‘Elysium’ heißt das elfte Studioalbum des Electropop-Duos. Zeit für eine Bestandsaufnahme in Fragen und Antworten.


Gut alle drei Jahre ein neues Album – haben diese Stars aus den 80er Jahren denn nie genug? Die Antwort ist einfach: Neil Tennant (58) und Chris Lowe (52) werden zum Glück nicht müde. Auch wenn ein Lied ihres neuen Albums ‘Requiem In Denim And Leopardskin’ heißt, denken sie ganz und gar nicht daran, das Projekt Pet Shop Boys zu begraben, wie sie der Nachrichtenagentur dpa versicherten.


Was bietet das neue Album? Die ergrauten Boys produzieren immer wieder hervorragenden Disco-Pop auf der Höhe der Zeit, der seines gleichen sucht. Fans lieben ihren hohen Wiedererkennungswert – Tennants Säuselstimme erkennt man schon nach wenigen Sekunden. Wer ihnen Böses wollte, könnte sagen, die Musik der Pet Shop Boys klinge immer gleich.


Was ist das Besondere am neuen Album? Es ist das erste Album überhaupt, das die Briten in den USA aufgenommen haben. Von Januar bis März waren sie dafür in Los Angeles, wo sie sich wohlfühlten, aber nicht gerne leben wollten, wie sie im dpa-Interview verrieten. Mitproduziert hat Andrew Dawson, der für seine Arbeit an Alben von Kanye West bereits drei Grammys gewonnen hat. ‘Man hat schon gedacht, dass wir ein Hip-Hop-Album machen würden’, sagt Neil Tennant, ‘aber es ist ein eher sehr typisches Pet-Shop-Boys-Album.’ Es gehe den Lebensbetrachtungen in ihrem Alter auf den Grund.


Was ist beim neuen Album wie immer? Neben den vertrauten Sounds und der unverkennbaren Stimme besteht auch der Titel wieder nur aus einem Wort: Auf ‘Elysium’ habe sie der Elysian Park in Los Angeles gebracht, erzählen die Pet Shop Boys. Das Wort habe einen tollen Klang, mit all den Assoziationen zur griechischen Mythologie als Insel der Seligen, und werde in vielen Sprachen verstanden – man denke etwa an die Pariser Prachtstraße Champs-Elysées.


Bietet das neue Album wieder (radiotaugliche) Hits? Schon die erste Auskopplung ‘Winner’ hat Ohrwurm-Potenzial. Textlich bieten die zwölf Lieder, deren Orchesterarrangements von Andrew Dawson, Joachim Horsley und Ben Leathe stammen, einige Höhepunkte. In seiner Melancholie hinterlässt ‘Invisible’ Eindruck, in dem es um die Nicht-Beachtung im Szene- und Großstadtleben geht, wenn man älter wird. Doch der Song reicht nicht ganz an frühere Weisheiten heran wie ‘You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk’.


Wie hoch ist der Politik-Faktor? Im Gegensatz zum Album ‘Fundamental’ (2006), auf dem der Song ‘I’m With Stupid’ auf die erstaunliche Freundschaft zwischen Tony Blair und George W. Bush anspielte, ist das neue Album eher unpolitisch, was Tennant ohne Umschweife zugibt. ‘Im Moment ist es schwierig, in Texten Politik einzufangen. Wie will man das machen: Schulden besingen?’


Wie hoch ist der Zeitgeist-Faktor? Die Pet Shop Boys machen immer alles richtig, sind elegant und ironisch, gesellschaftskritisch, aber nicht peinlich dabei. Stets arbeiten sie zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten zusammen (in früheren Jahren etwa Kylie Minogue, Robbie Williams oder die ‘Absolutely Fabulous’-Stars Jennifer Saunders und Joanna Lumley). Diesmal etwa kommen die Backing Vocals von Oren, Maxine und Julie Waters, die zuletzt für Adele arbeiteten.


Wie hoch ist der Hipness-Faktor? Diesmal gehörte zum trendigen Stilbewusstsein der Briten auch der richtige Ort: nach der Aufnahme in L.A. wurde die exklusive Vorstellung des Albums in der ‘In’-Metropole Berlin angesetzt, wo auch viele Lieder komponiert wurden, wie Tennant und Lowe erzählen. Für das kleine Konzert im HAU 1, einem experimentellen Theater, stand auch eine Online-Übertragung beim Telekom-Musikprogramm ‘electronicbeats.net’ an. ‘Wir mögen die Stadt, gehen hier gerne aus’ – zum Beispiel ins Berghain oder ins Kater Holzig. Doch wie es sich für Leute mit Geschmack gehört, bleibt es nicht beim Argument Nachtleben: Das Beste an Berlin sei das viele Grün im Vergleich zu London. ‘Von oben sieht Berlin oft aus wie ein Wald mit ein paar Häusern drin.’

Taken from: Stern.de
Interviewer: unknown