Artikel des WOM Magazines






PET SHOP BOYS ‘Es wird für uns immer offensichtlicher’, stellt Neil Tennant fest, ‘dass Chris und ich mit jedem

neuen Album versucht sind, das Gegengift zum jeweiligen Vorgänger aufzunehmen.’ Das kann man wohl sagen!

Schließlich entzückte Tennants und Lowes elektro-sinfonische Neuvertonung des Filmklassiker ‘Battleship Potemkin’

im vergangenen Jahr zwar Feuilletonisten und Kunstpäpste. Die Popfraktion hingegen schmollte – zu viel Kunst, zu

wenig Pop. Währenddessen arbeitete das Duo längst mit dem quintessentiellen Achtzigerjahre-Produzenten Trevor Horn

am Nachfolger ‘Fundamental’, der das durchaus entschuldbare Ungleichgewicht zwischen Pop und Kunst jetzt wieder

ins Lot bringt. Beatintensiv und vollbepackt mit dezent gesetzten Selbst-reminiszenzen, gilt ‘Fundamental’ bereits

jetzt als Meilenstein im Katalog der grauhaarigen Boys. Völlig zu Recht, denn nur die Pet Shop Boys sind imstande,

sich selbst ein paradoxes Denkmal in Form einer Songsammlung zu setzen. ‘Fundamental’ ist das bislang eingängigste,

blauäugigste und gleichzeitig das politischste, intelligenteste Album des Duos. Weil es das zum Brüllen komische

‘l’m With Stupid’ enthält, das aus der Mesalliance Bush-Blair eine satirische Brücke zwischen Weltpolitik und

persönlichem Mikrokosmos schlägt, und für das eine ziemlich coole Website eingerichtet wurde, www.imwithstupid.de,

die mehr als nur einen Blick wert ist. Medienkritik klang nie aufregender und tanzbarer als im eigentlich Kernstück

von ‘Fundamental’, ‘The Sodom And Gomorrah Show’ und Textzeilen wie ‘sometimes the Solution is worse then the

problem’ werden endlich wieder mit leichtfüßigen Melodien schmackhaft gemacht. Die Frage, wie viel Intelligenz

die Popmusik verträgt, konsterniert dann aber selbst den eloquenten Mr Tennant, während Lowe mit Hinweis auf die

viel zu frühe Interviewzeit lieber gleich schweigt. ‘Intelligenz in der Popmusik ist schwierig, weil zu viel

Clever-ness viel zu prätentiös wirkt. Banalität ist der Schlüssel zu großartigem Pop. Die muss ja nicht

zwangsläufig Dummheit implizieren, sondern kann durchaus intelligent gemacht sein.’ So wie auf ‘Fundamental’

Taken from: WOM Magazin
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