Super. Neues Pet Shop Boys Album

Wenige Radio-Größen haben so viele Welthits im Programm wie die Pet Shop Boys. Und doch klingen Gassenhauer à la SSuburbia”, “West End Girls” oder “Domino Dancing” in manchen Ohren eher nach der inzwischen etwas angestaubten Ära der 80er und 90er. Zeit also für das Londoner Duo, wieder einmal nachzulegen, mit einer Vergangenheitsbeschwörung ganz eigener Art: Am 1. April kommt das neue Pet-Shop-Boys-Album “Super” heraus.

Vorweg schoben Neil Tennant und Chris Lowe – der mittlerweile 61-jährige Frontmann und sein treuer Elektrobastler am Keyboard (56) – die Single “The Pop Kids”. Sie ist eine Reverenz an die frühen Jahre. Zwar versichern die reifen Herren, die Geschichte behandele nicht sie, sondern ein befreundetes Pärchen, das damals lieber in die Nächte abtauchte, statt brav weiter zu studieren. Es wäre aber wohl naiv, den autobiografischen Anteil komplett zu leugnen.

Seit 30 Jahren im Geschäft

“Rock wurde überschätzt”, zitiert Tennant einen der Protagonisten zur Stimmung während der Grunge-Epoche nach 1990. Die zwei Briten, heute seit über 30 Jahren im Geschäft, entwarfen ihre Gegenatmosphäre, die auch Teile von “Super” durchtränkt. Über weite Strecken finden sie zurück zu einem recht schnörkellosen Club-Sound, der sich oft von der unverfänglichen Alltagstauglichkeit “normaler” Charts-Musik abhebt.

Gemischt wurde die Platte von Price, der bereits mehrfach für die Pet Shop Boys am Klangkonzept feilte. Sie folgt auf “Electric”, womit die Musiker 2013 eine Rückkehr zum klassischen Electronica-Ansatz vollziehen wollen. Das Talent, den Geschmack des Massenpublikums mit dem Anspruch ihres Ur-Genres zu verbinden, scheinen sie nicht verloren zu haben. Tennant: “Es ist eine Mischung aus den alten und den neuen Pet Shop Boys.”

Kalkulierter Stil-Wirrwarr

So geht der Opener “Happiness” mit klaren, treibenden Rhythmen direkt ins Ohr – gäbe es andererseits nicht auch sanft dazwischen säuselnde Synthesizer, die die gerade Linie ab und zu durchstoßen. Ähnliches gilt für das verspieltere “Twenty-something” oder “Groovy”, eine nicht ganz ernst gemeinte Selbstbespiegelung vor kreischender Menge. Eine bloße Spaßtruppe wollten sie aber nie sein, auch etwas Politik muss her. In “The Dictator Decides” fühlt sich ein alleinherrschender Tyrann kraftlos.

Der kalkulierte Stil-Wirrwarr soll nach dem Erscheinen von «Super» denn auch konsequent fortgesetzt werden. Im Juli spielen die für ausschweifende Tanz- und Videoshows bekannten Elektropopper vier Konzerte in Londons Royal Opera House, gefolgt von einer Tour “wahrscheinlich 2017” (Tennant).
Aus: Tageblatt Luxemburg
Von: unbekannt