Synchronspringen mit den Pet Shop Boys

Neil Tennant und Chris Lowe veröffentlichen
am 7. September ihr neues Album »Elysium«.
Intro traf die beiden in Köln zum Interview,
zunächst wurde aber das Finale im Synchronspringen
der Männer vom 10 Meter Turm geschaut.




Es gibt nicht wenige Dinge, die wichtiger im Leben sind als der perfekte Popsong. Aber dass nun auch schon Turmspringen dazu gehört, wer hätte das gedacht. Für Neil Tennant und Chris Lowe muss es sich wie eine Ungerechtigkeit der Olympischen Götter angefühlt haben, dass ihr Interviewtag für die deutsche Presse anlässlich des neuen, elften Albums ausgerechnet auf den Tag der Entscheidung im Turmspringen der Männer angesetzt wurde. Wo die Pet Shop Boys doch so große Fans des Duos Peter Waterfield und Thomas Daley sind. So musste zumindest für deren entscheidenden Sprung mal kurz Pause gemacht werden – genutzt hat das Mitfiebern der beiden freilich nichts, das britische Duo verpasste das Treppchen als vierte knapp.



Womit die Überleitung auch schon gefunden ist zu den neuen Songs der Pet Shop Boys, allen voran zur erste Singleauskopplung aus »Elysium«. Diese heißt nämlich »Winner« und hatte es laut Neil Tennant zunächst gar nicht auf das Album geschafft. Dann sind den beiden jedoch die eingängigen Hitqualitäten des Songs doch noch aufgefallen. Und da bekanntlich Olympia ist und die Lowe und Tennant den sportlichen Körpern wie gerade erst erlebt nicht abgeneigt sind, wurde ein Treppchen aufs Cover genommen, jedoch mit den Platzierungen P, S und B statt den hierarchischen 1,2 und 3.



Der Clip zur Single sucht passenderweise seine eigene, sympathische Lesart des Begriffs Winner und schickt ein Trans-Gender Roller-Skater-Team ins Rennen. Wie heißt es im Text so schön: »It´s been a long time coming, we´ve been in the running for so long. But now we are on our way.« Sie seien selbst überrascht gewesen, erzählt Tennant, dass die Plattenfirma sich nicht an der Gender-Thematik gerieben hätte, vor einigen Jahren wäre das noch ein absolutes Problem gewesen. Nun werden es vielleicht die Finanzen. Denn der Clip hat laut Chris Lowe so viel gekostet, dass sie selbst lieber nicht nachfragen würden. Für Neil Tennant hätte er jedenfalls den Oscar für den besten Kurzfilm verdient.


Der Titel des neuen Albums, »Elysium«, bezieht sich übrigens nicht auf die Insel aus der griechischen Mythologie, auf die die Götter jene Menschen entsenden, denen sie das unendliche Leben gönnen, wie man in diesen Olympischen Tagen interpretieren könnte, sondern auf eine Palmengalerie in Los Angeles, in der die Pet Shop Boys mal ein Fotoshooting gemacht haben. Tennant erklärt die Namensfindung: »Wir wollten nicht so einen typischen Pet Shop Boys Titel haben, sondern einen, der den Eindruck vermittelt, das Album sei schöner und reflektierter als die anderen zuvor. »Elysium« funktioniert überall, es ist das gleiche Wort in Frankreich, Deutschland und Spanien – jedoch nicht in Russland!« Und dann verrät er noch, dass das Album trotz der warmen, ausgeglichenen Färbung, die Pet Shop Boys haben sich diesmal ein melancholisches Pop-Album im Stile von Miles Davis »Kind Of Blue« vorgenommen, den Tod zum Schwerpunkt hat, bedingt durch den Tod der Eltern von Tennant. »Es steckt viel Tod in dem Album, aber in einem warmen Sinne, nicht in einem depressiven«, berichtet der Pet Sho Boys Sänger. »Der erste Song des Albums, »Leaving«, handelt vom Ende einer Beziehung, vergleicht es mit dem Tod einer Person – aber wenn jemand stirbt, dann lebt ja die Erinnerung an ihn weiter.«



Mehr zu dem von Andrew Dawson (Kanye West) produzierten Album, der 2011-Tournee im Vorprogramm von Take That und rücksichtslosen Taxifahrern bald bei Intro und den anhängigen Kanälen.

Taken from: INTRO.de
Interviewer: Thomas Venker & Roland Wilhelm