Pet Shop Boys kommen mit neuem Album und neuer Show in die Westfalenhalle

Das englische Electro-Duo Pet Shop Boys veröffentlicht mit ‘Electric’ am 12. Juli sein zweites Album binnen eines Jahres. Nach dem musikalisch eher zurückhaltenden ‘Elysium’ besinnen sich Neil Tennant und Chris Lowe ihrer Stärken: tanzbare Musik, saftige Sounds. Am Montag spielen sie in der Westfalenhalle.




Altgediente Bands lassen sich zwischen zwei Alben gerne mal etwas Zeit. Sei es, weil sie eine schöpferische Pause benötigen oder körperlich nicht mehr so ganz auf der Höhe sind. Für die Pet Shop Boys gilt das alles nicht. Sie sind entweder auf Tour oder im Studio. Das Duo musste nach dem sehr stillen Album mit dem wohlklingenden Titel ‘Elysium’

möglichst kurzfristig wieder etwas Schnelleres nachlegen. Außerdem haben Neil Tennant und Chris Lowe eine eigene Plattenfirma gegründet – was liegt da näher, als möglichst schnell mit einem Album in die Regale zu kommen?vtbox();’Electric’ übertrifft seinen an Höhepunkten armen Vorgänger ‘Elysium’. Die Pet Shop Boys haben wieder Beat. Noch dazu hat das neue Album durchaus seine Ecken und Kanten und ist längst nicht so ein Ohrenschmeichler wie seine Vor-Vorgänger ‘Yes’

und ‘Fundamental’, den wohl besten Alben, die Tennant/Lowe je produziert haben. ‘Electric’ nimmt zunächst mal zwei Tracks lang Anlauf, um beim Hörer anzukommen. Der erste Song ‘Axis’ startet kratzend, leiernd, schmutzig – genau so, wie man die üblicherweise klinisch sauber produzierten Sachen der Pet Shop Boys nicht kennt. Erst im weiteren Verlauf deutet das Stück an, in welche Richtung ‘Electric’ sich bewegt: auf die Tanzfläche

.Immer offen für Einflüsse von außenErst Song Nummer Drei ist ein unverkennbares Werk der Pet Shop Boys. Schon allein der Titel ‘Love is a bourgois construct’ könnte von jedem anderen Album stammen. Die Musik nicht ganz, denn so tanzbar hat sich das Electropop schon lange nicht mehr präsentiert. Vielleicht seit ‘Nightlife’ nicht mehr. Musikalisch hängt der Song irgendwo in der Nähe von ‘Go West’, inklusive Männerchor.


Was ‘Electric’ zu einem typischen Album der Pet Shop Boys macht, ist der Mix aus harten Rhythmen und sanften, bisweilen fast zu süßlichen Melodien. Die Stimme von Neil Tennant ist nun mal so wie sie ist, da ändert auch der kräftigste House- oder Technobeat nichts – davon gibt es reichlich. Und wieder einmal wird deutlich, dass die Pet Shop Boys kein Album produzieren, ohne zu registrieren, was in der elektronischen Musik um sie herum passiert. Sie kupfern nicht ab, vielmehr finden sie immer einen Weg, gemeinsam mit ihren wechselnden Produzenten die Musik auf der Höhe der Zeit zu halten und doch immer ganz klar zu klingen, wie die Pet Shop Boys nun mal zu klingen haben. Auf ‘Electric’ hinterlässt Produzent Stuart Price seine Spuren, der schon Madonna mit ihrem Album ‘Confessions on a Dance Floor’ in die musikalische Gegenwart holte.Konzerte der Pet Shop Boys sind grandiose ShowsAm Montag, 1. Juli, spielen die Pet Shop Boys um 20 Uhr in der Westfalenhalle 3. Wer das Duo in den vergangenen Jahren einmal live gesehen hat, weiß, dass die Konzerte eher wenig mit dem jeweils aktuellen Album der Engländer zu tun haben. In der Regel bieten die Pet Shop Boys eine perfekt choreographierte Show mit hervorragenden Tänzern

, phantasievollem Bühnenbild und einer Menge Selbstironie – ein immer wieder sehens- und hörenswertes Liveerlebnis, zuletzt drei Jahre lang auf der von 2009 bis 2012 dauernden ‘Pandemonium’-Tour.


Musikalisch können Tennant/Lowe live immer überraschen, denn sie führen das Publikum auf einem wilden Ritt durch ihren kompletten Katalog – und der ist in der Jahren seit 1985 zu einem veritablen Wälzer angewachsen. Sie mixen Songs neu zusammen, sorgen für Aha-Effekte. Auch für das Konzert in der Westfalenhalle kündigt die Band wieder ein Live-Spektakel an.

Taken from: WAZ
Interviewer: Stefan Reinke