Pet Shop Boys haben durchaus noch was zu melden

Es ist schon ein skurriles Bild. Da vorn auf der Bühne die Masterminds des kommerziellen Elektropop, über ihnen ein paar Kronleuchter aus den späten 60ern. Die Pet Shop Boys auf Electric-Tour in der Dortmunder Westfalenhalle 3A. Da passen Location und Band so gar nicht zusammen. Oder doch?




Irgendwie sind Tennant und Lowe auch schon so etwas wie Relikte der Musikgeschichte. Vor einigen Jahren noch haben sie mühelos Großarenen gefüllt, in Deutschland sind es derzeit nur noch die kleineren Hallen. Gut so, denn im Riesenrund verliert sich die Strahlkraft des Duos schnell, reichen Charisma und Bühnenpräsenz, so lehrten es die letzten Jahre, nicht aus, um mehr als 10000 zu durchdringen.


Gerade mal knapp 3000 sind es am Montagabend an der B1, sie werden vom nahtlosen Übergang vom Support-DJ auf die Stars des Abends überrascht. Zunächst bleiben die Protagonisten hinter einem großen Vorhang verborgen, auf den bunte Videos projiziert werden. Man könnte unken, hier wolle vielleicht jemand den Griff zum Playback kunstvoll verbergen, aber schnell wird klar: Diese herren singen selbst, kleine Makel inbegriffen.


Dann fällt der Vorhang, die Projektionsfläche verlagert sich in den Bühnenhintergrund, die Fans gehen zum ersten Mal richtig mit. Mit dem starken „Axis“ aus dem kraftvollen Electric-Album geht es los, dann reihen sich 23 weitere Songs beinahe nahtlos aneinander, der Sound ist exakt richtig für diese Hallengröße, die Jungs machen einfach nur Spaß. Und das fast zwei Stunden lang.


Am Schluss gibt es dann die Großtaten wie „It´s a Sin“ oder „Go West“. Sie mögen schon einige Jahre auf dem musikalischen Buckel haben, ihre Musik besitzt nicht mehr die große Innovation á la „Daft Punk“ – aber die Pet Shop Boys haben auch an diesem Abend bewiesen: Sie haben durchaus noch was zu melden.

Taken from: Münsterische Zeitung
Interviewer: Uwe Becker