In den Songs steckt das Beste aus 20 Jahren

Mitte der 80er-Jahre starteten die Pet Shop Boys,


Keyboarder Chris Lowe (45) und Texter/Sänger Neil Tennant (51),


ihre Weltkarriere. 20 Jahre später kehren die Ikonen


der Schwulen-Szene mit dem Album ‘Fundamental’ zu ihren Wurzeln zurück.


BLICK sprach mit Chris Lowe.




Was bedeutet es für Sie, die Idole der Homosexuellen zu sein?


Chris Lowe: Nichts.



Die zwölf neuen Songs sind im typischen Schwulstgroove von einst, produziert von Trevor Horn.

Bewusster Rückschritt?



Lowe: In England schrieb ein Kritiker, es sei unsere beste CD seit über zehn Jahren. Genau das wollten wir: Das

Beste von allem aus den letzten 20 Jahren in diese Songs stecken, mit genau diesen bombastischen Arrangements.



Zuweilen tönt es minimalistisch wie Kraftwerk.


Lowe: Wir hatten zwar nie Kraftwerk im Hinterkopf. Aber Sie haben Recht.



In den Songs steckt auch viel Romantik.


Lowe: Es hat sich so ergeben. Kein Witz: Ich startete mit dem Schreiben allein in meiner Londoner Wohnung. Draussen

regnete es. Es war richtig romantisch. Neil und ich haben die ersten Ideen übers Internet ausgetauscht. Die

Gesangsaufnahmen sandten wir dann an Trevor. Der kümmerte sich um die Produktion. Übrigens: Die meisten

romantischen Songs heute und in der Vergangenheit sind Gemeinschaftswerke zwischen Neil und mir im Studio.



Die Pet-Shop-Boys-Songs hatten immer auch politische Botschaften.


Lowe: Ja, zum Beispiel im Titel ‹The Sodom And Gomorrah Show›. Eben hörte ich von Neil in einem Interview, dass er

damit die Angst thematisieren wollte. Die tägliche Angst vor Bomben in London. Wir brauchen neue Gesetze gegen

Attacken von Terroristen.



Ist Psychological eine Hymne auf den 150. Geburtstag von Sigmund Freud?


Lowe: (lacht laut) Nein, aber das könnte es wirklich sein. Aber irgendwelche Psychosen hat doch jeder. Selbst der

britische Staat. Diese Panik mit der ID-Card und den Fingerabdrücken für jeden Bürger verstösst doch gegen die

Zivil- und Menschenrechte.



Sie sind studierter Architekt. Wen bewundern Sie?


Lowe: Le Corbusier. Was, der war Schweizer? Leider wird er von allzu vielen ganz miserabel kopiert. Deshalb ist sein

Ruf derzeit nicht der beste. Aber sein Werk ist fantastisch. Schrecklich finde ich diese postmodernen Gebäude.

Irgendwann werde ich mir mein eige-nes Haus bauen.



Mit 50 Millionen verkauften Platten könnten Sie sich ein Schloss leisten.


Lowe: Ach woher, alles Geld ist schon wieder ausgegeben. Im Ernst: Zuerst einmal müsste ich im teuren London Land

finden, um bauen zu können.



Was halten Sie von der heutigen Popmusik?


Lowe: Da gibts erfrischende Independent-Sachen wie Arctic Monkeys. Auch im Elektronischen gibts neue Talente: Dead

Inch oder Alter Ego.



Pet-Shop-Boys-Tournee?


Lowe: Im Sommer Open Airs, im Herbst USA, 2007 Europa.

Taken from: Blick Online
Interviewer: H. Elias Fröhlich