Hymnen der Hoffnung




Seit Mitte der Achziger sind sie eine nicht mehr wegzudenkende Größe der Poularmusik. Sie haben sich, auf der

Welle des Zeitgeistes surfend und dabei stets originär bleibend, kontinuierlich weiterentwickelt. Ihre Musik ist

elementar, ihre Kunst grundlegend, ihr Werk wesentlich, kurzum: fundamental. Und exakt diesen Titel trägt das neue

Album der Pet Shop Boys Neil Tennant und Chris Lowe, das sie mit Produzent Trevor Horn kürzlich herausgebracht

haben.


Elf Titel und das kurze instrumentale Intermezzo ‘God Willing’ finden sich auf der Scheibe von EMI Records, die

sich mit tiefschwarzem Booklet und Datenträger in knalligem Rosa nicht nur äußerlich kontrastreich gibt. Die

Bandbreite reicht vom beatlastig minimalistischen ‘Minimal’ bis zu dem pompös mit Orchestereinspielungen

versehenen ‘Numb’, das an ‘Battleship Potemkin’ erinnert. Stilistisch knüpft das Album stark an die von

Tennant/Lowe 2004 fertiggestellte Vertonung des Filmklassikers an, bei der die Altmeister des kreativen Elektropop

Synthesizer-Sounds und Orchesterklängen verbanden. Vor allem der schönste Titel des jüngsten Albums, ‘Indefinite

Leave to Remain’, ähnelt in seiner Mischung aus melancholischer Ballade und Hymne der Hoffnung der zentralen

Gesangpartie des Filmmusikprojektes ‘No Time for Tears’.


In den Texten dominiert eine düster-pessimistische Atmosphäre. Nicht nur im Intro ‘Psychological’, in dem Tennant

von Totengräbern und Friedhöfen singt, wird von morbidem Vokabular bestimmt. Entsprechend überwiegen getragene

Melodien, aber auch großartige Disco-Dance-Hits wie ‘The Sodom and Gomorrah Show’ und Integral’ fehlen nicht.

Warum statt dieser Titel ausgerechnet das sperrige und weniger originelle ‘I´m with stupid’ als Single-Auskopplung

auf den Markt kam, ist verwunderlich.


Fazit: Der neue Wurf der Pet Shop Boys ist eine einzigartige Ergänzung im vielseitigen Gesamtwerk und ebenso

wesentlich wie das Debütalbum ‘Please’ oder die Aufnahme ‘Bilingual’. Wesentlich, grundlegend, elementar. Einfach

fundamental.

Taken from: Leipziger Volkszeitung
Interviewer: Janna Kagerer