Gentleman-Pop mit Niveau

Britisches Duo überzeugt mit Klassikern und neuen Songs im Kölner Palladium




Alleine mit ihren Hits ließe sich ein Konzertabend bestreiten – davon sehen Neil Tennant und Chris Lowe im ausverkauften Palladium am Mittwochabend allerdings ab: Vor gut 4000 Fans unterstreichen die Pet Shop Boys lieber, dass sie auch nach einem Vierteljahrhundert für Überraschungen gut sind.




Seinem Image als Gentleman-Popstars bleibt das Duo auch im Jahr 2009 treu: Tennant bestreitet einen Teil des Konzerts im Smoking und unter einem schwarzen Bowler-Hut, während Lowe wie eh und je zur Sonnenbrille und Baseball-Mütze sein Pokerface aufsetzt.




Hin und wieder wendet er sich hinter seinem wuchtigen Synthesizer-Pult von der Menschenmenge ab und drischt auf ein elektronisches Drum-Kit ein, um Tennants Gesang donnernde Beats und Pathos beizusteuern. Die Kulisse, vor der Klassiker wie „Heart“, „It’s A Sin“, „Suburbia“, „Left To My Own Devices“, „West End Girls“ oder auch „Always On My Mind“ dargeboten werden, bietet 80er Jahre-Optik und erinnert an die kantigen Grafiken des Commodore-64-Zeitalters.




Darin sind die meisten Fans aufgewachsen – und feiern die Pet Shop Boys einen Abend lang wie alte Bekannte.




Songs aus dem „Yes“-Album werden auch live gefeiert




Und die haben mit „Yes“ gerade eben eines ihrer besten und eingängigsten Alben ihrer Karriere abgeliefert: Bei der pulsierenden Hitsingle „Love Etc.“ tobt das Publikum, aber auch Songs wie „Did You See Me Coming“ und „The Way It Used To Be“ werden gefeiert.




Weniger bekannte Perlen wie das balladeske „Do I Have To“ und „Kings Cross“ hat die 80er-Jahre-Party ebenfalls zu bieten, bevor es beim Disco-Cover von „Viva La Vida“ einen gezielten Seitenhieb auf Bands wie Coldplay gibt: Tennant streut ein Selbstzitat aus dem Song „Domino Dancing“ ein: „Watch them all fall down“ singt der Pet Shop Boy zwischendurch – und scheint den U2-Epigonen, vorsichtig formuliert, alles andere als eine dauerhafte Präsenz im Musik-Kosmos zu prophezeien.




Tatsache ist: Tennant und Lowe haben seit ihrem Durchbruch in den 80er Jahren diverse – zunächst große – Bands kommen und gehen gesehen. Ihre zeitlose, hintersinnige und zuweilen bissige Popmusik zelebrieren sie nach wie vor.

Taken from: Westdeutsche Zeitung
Interviewer: Stefan Melneczuk