Demokratie kann man niemandem aufzwingen

Am 19. Mai erscheint mit ‘Fundamental’ das siebte Studioalbum


der Pet Shop Boys. Im Interview sprechen Neil Tennant


und Chris Lowe über die Arbeit mit dem legendären


Produzenten Trevor Horn, Diskussionen mit der Plattenfirma


und die Vorzüge von Madonna-Songs.




18 Uhr, im Flur vor der Händel-Suite in einem großen Kölner Hotel: Gleich werde ich die Pet Shop Boys treffen,

die von insgesamt zweieinhalb Promo-Tagen den zweiten in Kürze hinter sich gebracht haben. Nach mir, um genau zu

sein. Der Zeitplan hinkt bereits um eine knappe Stunde hinterher. Willkommen zurück, Journalistenpanik. Weitere

20 Minuten Arbeit warten auf das Duo. Die werden sich freuen.


Wenngleich Neil Tennant noch am Mittag so entzückt über den Besuch des im Auftrag des Groove-Magazins erschienenen

Kompakt-Chefs Wolfgang Voigt gewesen sein soll, dass er dessen terminierte Redezeit mit einer knappen Handbewegung

in Richtung der herein stürmenden Label-Mitarbeiter kurzerhand verlängerte. Leider bin ich nicht Wolfgang Voigt

und habe auch kein florierendes Elektro-Label, dafür Fragen en masse. Beim Eintreten in die geräumige Suite

empfängt mich unerwartete Heiterkeit, die die Bandmanagerin mit einer Flasche Rotwein sogleich weiter anzuheizen

versucht. Im Gegensatz zu Sänger Tennant bleibe ich alkoholtechnisch standhaft, und das obwohl ich just in diesem

Moment Keyboarder Chris Lowe ohne dessen obligatorische Sonnenbrille und Kopfbedeckung auf der Couch erblicke.



Der Mann mit kurzer grauer Stoppelfrisur und rotem Kapuzenpulli lässt zum ersten und bei weitem nicht letzten Male

ein trockenes, dreckiges Lachen erklingen, als ich um ein Glas Wasser bitte. ‘We’re going to a German Bierkeller

tonight’, grinst er mich stolz an, während ich mein Aufnahmegerät auspacke und die Frage provoziere: ‘Wird das hier

ein Podcast?’ Das neue Pet Shop Boys-Album mag in Teilen hemmungslos auf dem 80s-Trip surfen, technisch sind die

Boys natürlich nach wie vor mitten im Jetzt (Im Gegensatz zu uns, denn meine Antwort ist: Nein!) Neil Tennant,

schwarzer Kapuzenpulli, Jeans und Dunlop-Sneakers, balanciert sein Weinglas auf der Sessellehne und scheint sich

auf das Gespräch zu freuen, so als sei dies sein erstes Interview. Dann los.



Ihr habt für ‘Fundamental’ erstmals seit 1989 wieder mit der Produzentenlegende Trevor Horn zusammen gearbeitet.

Fühlt man sich da nicht wie in einer Zeitblase und vergisst über der Quatscherei das Arbeiten?



Neil Tennant: Nein. Dass wir seit damals nicht mehr miteinander gearbeitet haben, heißt ja nicht, dass wir uns

seither nicht mehr gesehen haben. Da wir ziemlich oft in seinem Studio zu Gange sind, war immer mal Zeit für Lunch

oder ein Abendessen. Aber er ist schon ein redseliger Mensch, genau wie wir. Die ganzen Diskussionen bringen auch

den Spaß im Studio. Zum Beispiel wenn Trevor lustige Geschichten aus den 70ern erzählt, als er noch in Dance-Bands

spielte. Bei der Gelegenheit hören wir dann natürlich brav zu.



Habt ihr ihn nach der Zusammenarbeit gefragt?



Tennant: Ja, so läuft das. Als wir vor über zwei Jahren das Greatest Hits-Album machten, kontaktierten wir Diane

Warren, um uns von ihr einen Song schreiben zu lassen. Wir waren einfach von der Idee begeistert, die

Powerballaden-Königin Diane Warren einen Song für die Pet Shop Boys schreiben zu lassen. Schließlich gab sie uns

den Song ‘Numb’, den sie bereits Aerosmith gegeben hatte. Doch die lehnten ab, da sie gerade an einem Blues-Album

saßen und keine Powerballade gebrauchen konnten. Wir mochten den Song sofort und wollten ihn von Trevor produzieren

lassen, da der gerade seinen Klasse-Pophit mit t.A.T.U. hatte. Doch dann nahmen wir ihn damals doch nicht auf die

Platte und hoben ihn für uns auf.


Als wir mit dieser Platte begannen, planten wir eigentlich ein Minimal-Album. Irgendwann merkten wir aber, dass

die Songs ziemlich episch ausfallen, allen voran ‘The Sodom And Gomorrah Show’. Und plötzlich hatten wir total

Lust auf eine große und teure Trevor Horn-Produktion wie bei ‘Slave To The Rhythm’, ‘The Look Of Love’ oder

‘Two Tribes’. In diese Richtung sollte es gehen. Und dann war da dieses Konzert für Trevor angesichts seines

25-jährigen Jubiläums im Musikbusiness, auf dem wir auch spielten und all diese Bands von damals wieder trafen,

Propaganda, ABC, Seal … ich denke, dadurch kam uns sein spezieller Sound auch wieder ins Gedächtnis.




Der Bass von ‘I’m With Stupid’ ist Michael Jackson!




Für mich klingt euer neues Album anders als die vorangegangenen. Mit der Mischung aus pompösen Disco Pop-Nummern

und sanfter Melancholie strahlt es fast schon den Glanz einer Greatest Hits-Platte aus.



Chris Lowe: Oh, I like that. (zu Tennant:) Das müssen wir unbedingt zitieren: Klingt wie eine Greatest Hits-Platte.

Cool. (lacht) Für uns geht es nach wie vor darum, gute und interessante Popsongs zu schreiben, die gut produziert

sind und die die Menschen unterhalten.


Tennant: Ich denke, die Abwechslung macht es. Der Greatest Hits-Gedanke mag auch dadurch zustande gekommen sein,

da jeder Song absolut für sich alleine stehen kann. Das ist eben auch Trevor Horn: jeder Song wird haarklein

durcharrangiert. Die Songs sind aber auch sehr melodiös, sprich: kommerziell. Auf unserem letzten Album hatten

wir Songs, mit denen wir diesen kommerziellen Weg nicht einschlagen wollten. Das Ergebnis war eher experimenteller

Natur. (zu Lowe:) Wobei du ja ‘Birthday Boy’ und ‘Love Is A Catastrophe’ kommerziell fandest, nicht?


Lowe: Ja, das waren für mich die eindeutigen Singles. (wieder dreckiges Lachen, wahrscheinlich weil keiner der

beiden Songs als Single veröffentlicht wurde)


Tennant: Tja, vielleicht hattest du Recht. Aber ich finde auch, dass jeder Song auf der neuen Platte eine Single

ist. Nicht dass es so kommen wird, ich spreche nur vom Potenzial. Für mich ist die Platte ein leuchtendes Pop-Album

mit düsterem Unterton. Nur so funktioniert es, sonst läuft man Gefahr, banal zu klingen. Manche meinten ja, der

Opener ‘Psychological’ sei für den Anfang zu dunkel. Das sehe ich überhaupt nicht. Es hat diesen tollen Groove…



Allerdings. Ein sehr progressiver Groove. Hat mich ein wenig an Miss Kittin erinnert.



Lowe: Wirklich? Keine Ahnung, der Groove war plötzlich einfach da. Ich kann ihn auch gar nicht kategorisieren.

Die meisten wollten Kraftwerk heraushören, aber das liegt wohl hauptsächlich am minimalen Gewand. Wobei, die

Topline ist schon ein wenig Kraftwerk. Es lag aber nicht in unserer Absicht, wie eine andere Band zu klingen.



Mit welcher eurer Platten würdet ihr ‘Fundamental’ am ehesten vergleichen?



Lowe: ‘Very’. Allein der ähnliche Titel. Nein, aber beide Alben gehen zurück bis zu den Ursprüngen, den

‘fundamentals of Pop’.


Tennant: Stimmt. ‘Very’ war unser Superpop-Album. Es gibt aber auch Parallelen in den Lyrics. Ich fand ‘Very’

textlich sehr stark, sehr kompliziert.



Es könnte sein, dass euch mit ‘Fundamental’ der Vorwurf begegnet, ihr wolltet mit all den 80s Trademarks an eure

Erfolge aus den 80er Jahren anknüpfen. Wie seht ihr das?



Tennant: Ehrlich gesagt, sehe ich einen offensichtlichen 80s-Bezug nur in zwei Songs: ‘I’m With Stupid’ und

‘Integral’. Und ‘I’m With Stupid’ sind auch gar nicht unsere 80s, sondern anhand der Bassline vielmehr die von

Michael Jackson. Ich kann mir Michael genau vorstellen: (singt) ‘Who’s bad? / Oo-oh I’m With Stupid / Who’s bad?’

Wir haben solche Platten damals gar nicht gemacht. Für mich steckt da ein wenig Quincy Jones drin. Der andere Song,

‘Integral’, steht dagegen für das, was wahrscheinlich viele für unsere 80er halten, in Wahrheit aber unsere 90er

sind, naja. Four-to-the-floor eben.


Lowe: Sehr hymnisch. Das ist wohl der 80er-Bezug.


Tennant: Was den Soundvorwurf angeht, denke ich vielmehr, dass der Song den Pet Shop Boys-Sound wieder in neue

Ebenen stößt. Jede einzelne unserer Platten hat ihren Teil dazu beigetragen, dorthin zu kommen, wo wir mit

‘Fundamental’ sind. Wir waren uns auch sehr bewusst über Trevors großes Erbe, übrigens viel mehr als umgekehrt.

So versuchte ich mir zum Beispiel oft vorzustellen, wie Trevor Horn dies oder das nun umsetzen würde. Was im Song

‘The Sodom And Gomorrah Show’ zu einer lustigen Geschichte führte: Dort ist diese Stelle (singt) ‘I heard about

their way of life’ – und im Hintergrund macht es (kiekst wie eine Chorsängerin) ‘Ha-ha-ha-ha’.


Lowe: Hehe.


Tennant: Ich fand das großartig, denn es erinnerte mich an Dollar, kennst du die noch?



Ja, eine frühe Trevor Horn-Band.



Tennant: Genau. (singt:) ‘Gimme back my heaaaaart’. Und dort geht der Background auch immer so: (erneutes Kieksen)

‘Ha-ha-ha-ha’. Aber Trevor meinte nur: Oh no, not Dollar. Oh, ich könnte dir ein paar lustige Geschichten über

Dollar erzählen, aber lassen wir das.


Chris Lowe: Hehe.


Tennant: Jedenfalls wollte ich nur nach Trevor Horn klingen. Er hat auch immer großartige Ideen, zum Beispiel gab

es diesmal das so genannte ‘Neilotron’. Ich musste mit dem Tontechniker in einen Raum von der Größe einer Toilette

gehen und dort über drei Oktaven hinweg jede Note und alle Halbtonschritte einsingen. 16 Mal! Danach hat er alles

übereinander gelegt und spielte Akkorde mit meiner Stimme auf den Keyboards, dem Neilotron. (lacht) Immer dann,

wenn wir nicht mehr weiter wussten, sagte einer: Los, wirf mal das Neilotron an. Und sofort hatte man diese Chöre

mit mir.




‘Mein Teil’ ist so ein großartiger Popsong!




Ursprünglich sollte ja ‘Minimal’ als Single erscheinen. Wieso kam es anders?



Lowe: Frag die deutsche Plattenfirma.


Tennant: Sie fanden, ‘I’m With Stupid’ sei die bessere Single.


Lowe: Zu mir sagten sie, der Vocoder im Refrain sei zu elektronisch…


Tennant: Ist das wirklich im Refrain?


Lowe: Klar: ‘M-I-N-I- …’


Tennant: Das ist der einzige Vocoder-Part? Das war mir so gar nicht bewusst.


Lowe: Sie meinten jedenfalls, das ginge nicht mit dieser elektronisch verfremdeten Stimme. (lacht)


Tennant: Eigentlich singe ich da nur: ‘M-I-N-I-M-A-L / Minimal’ …



Stimmt, ich finde deinen Buchstabier-Style ja eh super, seit damals in ‘Shopping’ vom 1987er-Album ‘Actually’.



Tennant: Ich mache es auch wirklich erst zum zweiten Mal. Aber ich liebe es, einfach weil es so banal ist.


Lowe: Hehe.


Tennant: An ‘Minimal’ mag ich besonders, dass die abfallende Tonfolge im Refrain bei mir die Assoziation eines

Wasserfalls herauf beschwört, bei dem Wasser Schritt für Schritt die Klippen hinabgleitet. Der Song war noch nicht

fertig, da wusste ich schon, dass es supercatchy wird. Und EMI liebte es auch sofort, oder naja, bis es eben hieß,

es sei zu elektronisch. Als ich fragte: ‘Laufen Kraftwerk etwa nicht im Radio?’, antworteten sie: ‘Nein’. Stimmt

das denn?



Ja. Die meisten deutschen Radiosender sind nicht gerade mutig, wenn man das so formulieren will.



Tennant: Kraftwerk laufen nicht im Radio … mein Gott, es sollte gesetzlich festgeschrieben werden, dass

Kraftwerk in Deutschland im Radio zu laufen hat.



Rammstein hört man auch fast nie.



Tennant: Was? Nicht mal im Pet Shop Boys-Remix?



Nein, viel zu progessiv.



Tennant: Oh come on, ‘Mein Teil’ ist so ein großartiger Popsong. Und unser Remix war natürlich auch genial. Wir

haben extra englische Lyrics reingepackt, für Amerika. (lacht)



Ähnlich der Entwicklung bei kleinen Labels gibt es mehr und mehr unabhängige Radiosender wie etwa unser

Online-Radio, die sich nicht vorschreiben lassen, was sie spielen. Hier kommen dann auch die vernachlässigten

Genres zum Tragen.



Lowe: Es gibt ja auch so viel gute Musik, die im Tagesprogramm der öffentlichen Radiosender nicht vorkommt. Und

das ist immer der interessantere Teil.



Zurück zu eurer neuen Single: Es geht darin um ein ungleiches Pärchen, das deutliche Ähnlichkeiten mit Bush und

Blair zeitigt, während in ‘Integral’ die Labour Party-Idee einer verbindlichen Einführung von Personalausweisen

kritisch bewertet wird. Seht ihr es heutzutage als wichtiger an, politisch Stellung zu beziehen?



Tennant: ‘I’m With Stupid’ ist nicht in erster Linie politisch, es geht um Beziehungen. Aber es ist von Bush und

Blair inspiriert. In erster Linie ist ‘I’m With Stupid’ ein Witz, der auf T-Shirts gedruckt wird, und der besagt,

dass die Person, die neben dir läuft, dumm ist.


Lowe: Ein armseliger Gag.


Tennant: Gut, aber ich stehe nunmal auf armselige Gags. Jedenfalls fand ich das bezüglich Blair und Bush ganz

witzig, und dann sieht Bush ja auch noch genau so aus wie der Typ auf den Mad-Covers. Ich finde wirklich, er ist

Alfred E. Neumann wie aus dem Gesicht geschnitten. Im Mittelteil kommt die Stelle ‘Is stupid really stupid or a

different kind of smart’, die meiner Ansicht nach einen treffenden Kommentar auf die amerikanische Politik

darstellt. Warum seinerzeit Al Gore nicht die Wahl gewonnen hat…


Lowe: Wieso, er hat doch gewonnen. (lacht)


Tennant: Gut. Nochmal: Der Grund, warum Al Gore seinerzeit die Wahl fälschlicherweise verloren hat, ist der: Er

war zu politisch. Die Menschen mögen keine Politiker, die zu politisch sind. Da bin ich mir absolut sicher.


Lowe: Sie wollen den Typ von nebenan.


Tennant: Sie wollen Ronald Reagan. Zusammen mit Margaret Thatcher hätte der Song übrigens ebenso gut funktioniert:

‘Hey, I’m With Stupid’.



Auf dem Album gibt es auch die Zeile: ‘Sometimes the solution is worse than the problem’. Eine so traurige wie

wahre Feststellung, übertragen auf den politischen Status Quo.



Tennant: Der Song behandelt das gesamte 20. Jahrhundert. Ich bin der Meinung, viele der heutigen Probleme finden

in dieser Zeit ihren Ursprung. Nimm nur die Menschen in Afrika, denen wir im 19. Jahrhundert erklärten, wie sie zu

sprechen hatten und deren natürliche Ressourcen wir ausbeuteten. Oder der heutige Irak, der von den Briten und den

Franzosen installiert wurde. Für mich ist der Erste Weltkrieg der Schlüssel. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges

ist eine der größten Tragödien in der Geschichte der Menschheit. So viele furchtbare Dinge basieren auf diesem

Krieg: der russische Kommunismus, Hitler, … Ich glaube, dass die technische Auswertung von Massenschlachtungen

die Politiker für ihre Gräueltaten gefühllos machte.


Aber das begann auch schon im 19. Jahrhundert, als totalitaristische Köpfe an die Idee zu glauben begannen,

menschliches Leben sei vernachlässigenswert. Und als schließlich die Kommunisten ans Ruder kamen, wollten sie

natürlich an der Macht festhalten. Leider hieß ihr Mittel dafür: Terror. Doch sobald dir menschliches Leben nichts

mehr wert ist, du Menschen hintergehst oder sie tötest, bist du verloren, da deine Macht nur noch durch Gewalt

legitimiert ist. Nun, jedenfalls komme ich häufig zu der Feststellung, dass die Lösung schlimmer ist, als das

Problem. Die Gesellschaft entwickelt sich meiner Ansicht nach am besten in organischen, langsamen Schritten. Das

mag für viele unglaublich langweilig klingen, aber wenn man sich erfolgreiche Demokratien mal anschaut…


Lowe: Dann geschieht es meist von innen. Du kannst den Menschen den Wechsel nicht aufzwingen. Und du kannst ihnen

auch Demokratie nicht aufzwingen. Sie müssen es selbst wollen.



Kommen wir noch einmal zur Musik zurück: Ihr habt gerade den Madonna-Song ‘Sorry’ geremixt. Als Dancefloor-Urväter

interessiert mich natürlich euer Urteil über ihre ‘Confessions On A Dance Floor’.



Tennant: Ich mag das Album nicht als ganzes, finde aber trotzdem, dass es eine gute Dance Pop-Platte ist. ‘Hung Up’

ist großartig. An Madonna schätze ich besonders ihre Fähigkeit, den Songs textlichen Drive mitzugeben. Sie weiß,

ihre Texte im richtigen Verhältnis zur Melodie zu setzen.


Lowe: Mir gefällt der Song, den sie über das ABBA-Sample geschrieben hat, besser als der ursprüngliche ABBA-Song.

Das ist ein großer Verdienst, schließlich muss man es erst einmal schaffen, mit einem neuen Song den bekannten

ABBA-Song aus den Köpfen zu kriegen. Besonders mit den Refrains hat sie es drauf. Es hat wirklich Spaß gemacht,

an ‘Sorry’ zu arbeiten, denn wenn du an einem Remix sitzt, dekonstruierst und analysierst du ihn. Das ist überhaupt

der Grund, warum wir gerne remixen, um heraus zu finden, wie ein Song oder ein Arrangement funktioniert. Oder wie

eine Strophe in einen Refrain mündet. Warum eine Melodie erhebend wirkt.



Hättet ihr also lieber ‘Hung Up’ geremixt?



Beide: No!!!


Lowe: Niemals, ‘Hung Up’ ist perfekt. ‘Sorry’ war als Herausforderung schon groß genug.


Tennant: Rammstein zu remixen, ist allerdings noch interessanter. Aus einer Rockplatte eine Danceplatte zu machen…


Lowe: … etwas in eine ganz neue Richtung drehen.


Tennant: Deshalb wäre es auch cool gewesen, ‘Hung Up’ in eine Rockversion zu überführen.


Lowe: Vielleicht bittet ja jemand die Arctic Monkeys, dies zu tun. Angeblich sollen ja die Sugababes einen Arctic

Monkeys-Song gecovert haben, kennst du den?


Tennant: Ja, ‘I Bet You Look Good On The Dancefloor’. Nun ja. Ein Cover halt, falsche Tonart. Schade.


Lowe: Hehe. Sie hätten die Arctic Monkeys eben anschreiben sollen: Könnt ihr den Song bitte in der Tonart für

unsere Stimmen komponieren?


Tennant: Tja, die Arroganz der Jugend. Ist sie nicht entzückend?


Lowe: Bezaubernd.

Taken from: Laut.de
Interviewer: Michael Schuh