Berghain, Tiergarten, Kuchen – das lieben die Pet Shop Boys an Berlin

Das britische Pop-Duo hat mit seiner Show im Tempodrom fast ein Heimspiel. Denn jeder der Beiden hat ein Apartment in Mitte. Sie pendeln zwischen London und Berlin. Interview vor dem Konzert am Donnerstag.

 

Berlin finden sie einfach „Super“. Sogar den Titel ihres neuen Albums, das sie im Donnerstag im ausverkauften Tempodrom vorstellen, haben die Pet Shop Boys unserer Stadt abgelauscht. Das verriet das Pop-Duo beim Gespräch mit der B.Z. in London. Neil Tennant (62) und Chris Lowe (57) trinken dabei stilecht Tee mit Milch und Zucker.

Meine Herren, Ihr aktuelles Werk trägt den Titel „Super“. Ein positives Statement in einer deprimierenden Zeit?

CL: Das ist es wirklich. Und es stammt aus Deutschland. Wir haben da Freunde, die den Begriff „super“ sehr häufig verwenden.

NT: Während es in England kaum noch benutzt wird. Da war „super“ ein sehr poshes Wort, also sehr vornehm und affektiert. Und das verwendet eigentlich niemand mehr. Während die Deutschen ständig sagen: „Das war ja supergut.“

Angeblich pendeln Sie seit Jahren zwischen London und Berlin. Stimmt das?

NT: Ja, seit Ende der 2000er. Jeder von uns hat ein Apartment in Mitte. Und wir mögen die Stadt sehr. Sie ist entspannter als London, das hektisch und anstrengend ist. Wir stehen zum Beispiel auf den Tiergarten, wo wir gerne spazieren gehen. Wir mögen Kaffee und Kuchen. Und auch beim Nightlife ist Berlin ganz vorne.

Wo trifft man die Pet Shop Boys?

CL: Meistens im Berghain. Und ob Sie es glauben oder nicht: Wir tanzen auch. Manchmal sogar zu unserer eigenen Musik.

NT: Oder wir verabreden uns dort sonntagmittags auf einen Drink. Wir bleiben etwa zwei oder drei Stunden und gehen dann Essen oder umgekehrt. Ich meine, es gibt Leute, die kehren da am Samstag ein und bleiben bis Montag. Ich betreibe eher Clubbing für Menschen in meinem Alter und mit geregelten Essenszeiten. (lacht)

Wobei das Leben in urbanen Metropolen gerade für junge Menschen unerschwinglich wird.

NT: Eine bedenkliche Entwicklung, die darauf basiert, dass diese Städte immer mehr von Bankern und Spekulanten dominiert werden.

Ein Sinnbild der heutigen Gesellschaft?

NT: Ja, vielleicht ist unsere Kultur, die auf Klatsch, Konsum und Geld basiert, doch nicht das, was uns glücklich macht. Vielleicht müssen wir uns ein paar fundamentalere Dinge suchen, die uns mehr geben.

Und das könnte Popmusik sein?

NT: Richtig gute Popmusik hat diese Qualität. Deshalb besteht unser täglicher Antrieb darin, gute Songs zu schreiben. Und wir lieben unseren Job, für uns ist das wie spielen. Eben als ob Kinder malen. Wir haben diesen Sinn, unsere Kreativität zu genießen, nie verloren. Wir sind immer noch große Kindsköpfe.

Aus: Berliner Zeitung
Von: Marcel Anders