Als sich Pet Shop Boys-Sänger Neil Tennant mit einem freundlich- demütigen Luxembourg, we love you! beim Publikum bedankte, war die Stimmung in der Rockhal zum Ende des Konzerts kaum noch zu bremsen. Doch dieser Moment am Samstagabend war hart erarbeitet. Zwar kam der Mit-Wipp-Effekt auch bei den Stücken des neuen Albums Yes auf, doch Klassiker und Charterfolge wie Suburbia, West End Girls, Its a sin oder Go West waren eindeutige Höhepunkte des Pet Shop Boys- Auftritts.
Neben Depeche Mode und Kraftwerk sind von den Chartstürmern der 80er-Jahre-Elektromusikszene nur noch die Pet Shop Boys geblieben. Ihr vertrauter Sound und die Stimme von Sänger Neil Tennant sind unverkennbar. Und damit für viele Zuhörer der Generation 35+, die in der Mehrzahl zum Live-Auftritt der Band in die Rockhal kamen, eine stimmungsvolle Zeitreise durch die vergangenen 25 Jahre.
In einer flexibel einsetzbaren Bühnendeko aus weißen Würfeln, auf die Videoprojektionen geworfen wurden, strahlte das Duo eine kühle, auf das Wesentliche reduzierte Aura aus. Auch Pet Shop Boy Nummer 2, Chris Lowe, hielt sich während der gesamten, rund 90-minütigen Show wie üblich ausschließlich hinter seinem aus Leuchtelementen gestalteten Pult mit Keyboard, Computer, Elektroschlagwerk und Synthesizern auf. Natürlich blieb der Soundgestalter auch seiner Attitüde, Sonnenbrille und Baseballmütze, treu.
Überarbeiteter Charme
Doch entstand leider häufig das Gefühl, dass die an sich gut gelungene Mischung aus Inszenierung und Musik als zündender Funke nicht so recht auf die Zuschauer überspringen wollte. Eher glich der Abend einem Clubauftritt, dem die kostümwechselfreudigen Backgroundtänzer und -sänger den nötigen Anheizeffekt geben mussten. Man hatte wohl auch mehr Zuhörer erwartet, Rest-Karten gab es jedenfalls ohne Probleme. Dass sich da das Engagement auf der Bühne in Grenzen hält, ist nicht weiter verwunderlich. Zumal wenn man weiß, dass die folgenden Tourkonzerte in London und Manchester mit weit über 10 000 Zuschauern pro Auftritt bereits ausverkauft und sicher in ganz anderen Maßstäben stattfinden werden.
Esch war für die beiden englischen Musiker die dritte Station ihrer Tour und nach Moskau und St. Petersburg die erste in Zentraleuropa.
Auf dem Programm standen die Klassiker, für die man das Duo so schätzt: Musik der 80er-Jahre, die kaum ihren Charme eingebüßt hat und zum Glück nicht völlig überarbeitet, höchstens nachpoliert daherkam. Dazwischen folgten immer wieder neue Songs aus dem kürzlich erschienenen, neuen Album Yes, vordergründig natürlich die ausgekoppelten Singles Did you see me coming? und Love etc.. Die Eindrücke der Musikkritiker stimmen. Das zehnte Studioalbum ist freundlicher als seine Vorgänger, wirkt recht melodiös und deutlich weniger experimentell. Allerdings fehlt den Liedern der Hymnencharakter, der den Erfolg der Band ausmacht.
Doch finden sich auch einige Weiterentwicklungen. Für die werden sie in der Fachwelt geschätzt. Stars wie Madonna und Robbie Williams lassen immer wieder bei den Pet Shop Boys ihre Stücke nachbearbeiten und remixen. Nicht ohne Grund erhielten die beiden in ihrer englischen Heimat für ihre außergewöhnliche Leistung in der Musikwelt den Brit-Award.
Über 50 Millionen Tonträger haben Neil Tennant und Chris Lowe bisher weltweit verkauft. Dass dem 54- und dem 49-Jährigen der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen ist, zeigte ihr fast demütiger, allürenfreier Abschied vom Rockhal-Publikum.
Taken from: Wort.lu
Interviewer: Daniel Conrad”